Wo der Staat nichts mehr hat, wollen Bürger nachhelfen

Weil die finanziellen Handlungsspielräume der Kommunen immer enger werden, gewinnt bürgerschaftliches Engagement zusehends an Bedeutung. In Lampertheim geht jetzt eine Bürgerstiftung an den Start, die dem Gemeinwohl dienende Projekte unterstützen will. Keimzelle der „Bürgerstiftung in Gründung“ war ein Gespräch zwischen Bürgermeister Erich Maier und dem früheren Vorstandsvorsitzenden der Volksbank Kreis Bergstraße, Fritz- Ludwig Schmidt.

Beide gehören als Privatpersonen der zehnköpfigen Initiativgruppe an. Neben Maier als Sprecher und Werner Hahl als Protokollant gehören zu den Initiatoren auch der Aufsichtsratsvorsitzende der Baugenossenschaft, Gerhard Bühler, der Lampertheimer Unternehmer Richard Hinz, Notar Torsten Kugler sowie Helmut Kill, Frank R. Kirschner, Werner Reuters und Wolfgang Werry. „In Gründung“ ist die Stiftung deshalb, da sie erst nach der Bildung eines Kapitalstocks von mindestens 100 000 Euro Rechtskraft erlangen kann.
Dies ist auch der Grund, warum die Initiativgruppe jetzt an die Öffentlichkeit gegangen ist: Sie will „Zustifter“ gewinnen. Sprecher Erich Maier bezog sich in einer Pressekonferenz gestern auf die Tatsache, dass jährlich Vermögen in Milliardenhöhe weitervererbt würden. In Bensheim sei eine Bürgerstiftung ins Leben gerufen worden, nachdem zwei Damen ihr gesamtes Vermögen der Stadt vermacht hätten. Deshalb wollen die Initiatoren der Lampertheimer Stiftung an potenzielle Mitstreiter appellieren, sich an dieser Form des bürgerschaftlichen Engagements zu beteiligen. Wer mindestens 2000 Euro einbringt, kann Stiftungsmitglied werden. Aber auch Spenden in jeder Höhe werden angenommen. Finanziert werden können die Projekte lediglich über Spenden sowie aus den Erträgen, die das Stiftungskapital erwirtschaftet. Das Kapital selbst wird „für die Ewigkeit“ angelegt. Erst bei Auflösung der Stiftung würde es an die Stadt fallen. Bei der gestrigen Pressekonferenz unterstrich Stiftungssprecher Maier die Unabhängigkeit der Stiftung von politischen oder öffentlichen Einflüssen. Auch bestehe der Sinn und Zweck der Stiftung nicht darin, öffentlich-rechtliche Verpflichtungen der Stadt zu übernehmen. Ferner wollen die Stiftungsmitglieder nicht in Konkurrenz zu bestehenden karitativen und sozialen Einrichtungen treten. Stattdessen setzen sie auf Möglichkeiten der Kooperation. Über förderfähige Projekte entscheidet der Stiftungsrat. Die Initiativgruppe hat sich im Vorfeld auf drei Schwerpunkte festgelegt, die mit Stiftungsgeldern realisiert werden sollen: So ist die Errichtung eines Seniorenspiel- oder Mehrgenerationenplatzes geplant. Dieser soll älteren Menschen die Gelegenheit bieten, sich körperlich zu betätigen. Ein solcher „Seniorenspielplatz“ diene ferner als Begegnungsort für Alt und Jung. Zweites Projekt ist die Förderung talentierter Lampertheimer Musiker. Dabei ist an die Vergabe von Stipendien, Praktika oder Auslandsaufenthalten gedacht. Die dritte Idee kreist um die Förderung der Zivilcourage unter Kindern und Jugendlichen. Die Bürgerstiftung möchte dazu beitragen, dass sich Heranwachsende in bestimmten Situationen dazu entschließen, ihren Mitmenschen in Notsituationen zur Seite zu springen. Hierzu sollen Preise ausgelobt werden. Der Preis „Courage in Lampertheim“ wird an Kinder und Jugendliche im Alter bis zu 18 Jahren verliehen.

Südhessen Morgen vom16.04.2008

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